(Karthäuser)

Liebe kleine Esmeralda!

Der 30.Juli 2012, ein Montag, war der bisher traurigste Tag meines 53-jährigen Lebens. An diesem Tag kleine Maus, habe ich dich durch Doc Schmid von deiner unheilbaren Krankheit erlösen lassen. Nachdem du am Freitagabend bereits nicht mehr fressen wolltest oder konntest, stand für Mama und mich fest, dass wir dich nicht länger halten durften.
Der Blick deiner Augen sprach Bände. In diesen Augen stand für uns deutlich lesbar, dass du am Ende deiner Kräfte angelangt warst. Dein süßes, kleines Katzengesicht war durch den teuflischen Tumor schon schwer gezeichnet. Wahrscheinlich war dieser Tumor auch der Grund dafür, dass du nicht mehr fressen konntest. Selbst deine heißgeliebten Leckerlis mochtest du nicht mehr nehmen. Du hattest es nochmal probiert, wahrscheinlich auch schon unter Schmerzen, doch hast du sie fast so wieder ausgebrochen, wie du sie genommen hattest. Danach mochtest du dann überhaupt nichts mehr nehmen. Am Samstag und Sonntag bist auch nicht mehr zum fressen gekommen. Sonst hast du beim Klappern des Futternapfes, wenn er gespült wurde, schon Gewehr bei Fuß gestanden oder wie ein Restaurantgast ungeduldig an deinem Futterplatz auf den gefüllten Napf gewartet.
Doch jetzt erschien nur noch Kira und schlich einem ungeduldig auf die Mahlzeit wartend um die Beine herum. Mama und ich haben es noch ein- zwei Mal probiert und dich, allerdings unter Protest, an den Futternapf gesetzt. Doch du bist sofort weggegangen und hast nur traurig geschaut. Es hat einem schier das Herz zerrissen, das mitanzusehen ohne Dir helfen zu können. Wir kannten ja den Grund für dein verändertes Verhalten, aber Kira verstand die Welt nicht mehr. So kannte sie dich überhaupt nicht. Mama und ich haben an diesem Wochenende sehr viel um dich geweint und kaum noch geschlafen. Schließlich war uns bewusst, was der bevorstehende Montag für uns alle bringen würde. Es war der Tag des Abschieds von Dir. Der Abschied von 14 wundervollen und einmaligen Jahren, die wir das ausgesprochene Glück und die Gnade hatten mit einer Katze wie Dir erleben zu dürfen. Durch alle Höhen und Tiefen in dieser Zeit hast du uns mit deiner Dir eigenen Selbstverständlichkeit begleitet. Mir blieb nun
als letzte Möglichkeit Dir für all das zu danken, was du uns in diesen vergangenen Jahren gegeben hast, dich auf deinem letzten Weg zu begleiten und dein Leiden zu beenden. So schwer es auch war und so weh es auch getan hat, aber das war meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit. Für Mama war es schon schlimm genug, dass sie dich nicht begleiten konnte. Aber es war ihr erster Arbeitstag nach ihrem Urlaub und es gab keine Möglichkeit da etwas zu machen. Aber ihre Gedanken waren jede Sekunde dieses Vormittags bei Dir. Der Abschied von Dir an diesem Morgen hat auch ihr fast das Herz zerrissen. Denn dieser Abschied war ja ein Adieu und kein Auf Wiedersehen.
Um 10.49 Uhr an diesem Montagmorgen hat dein kleines Katzenherz für immer aufgehört zu schlagen.
Vom ersten Tag den du bei uns warst, hast du unser Leben total verändert und teilweise gewaltig auf den Kopf gestellt. Deine Zuneigung, deine Liebe war echt und unverfälscht und niemals abhängig von Äußerlichkeiten. Dein Gespür für die Momente, in denen wir Trost brauchten, hatte etwas Überirdisches. Ganz dezent, aber sehr unmissverständlich gabst du einem zu verstehen, das dein Beistand einem sicher war. Bei Mama legtest du dich in solch einem Fall dann einfach auf den Schoß. Wie automatisch begann sie dann dich zu kraulen und zu streicheln und es tat ihr einfach gut dein weiches Fell zu fühlen und die Wärme die von deinem kleinen Körper auf sie überging.
Bei mir ging das etwas anders, aber mit der gleichen Wirkung. Wenn ich tief in einem meiner depressiven Löcher steckte, kamst du zu mir aufs Sofa und setztest dich neben mich. Dann drücktest du dein Köpfchen gegen meine Schulter und fingst an mit mir zu schmusen. So dezent und so gefühlvoll, wie ich es bei einem Tier niemals erwartet hätte. Du warst wirklich eine ganz besondere Katze.
In all den Jahren, die wir mit Dir verbringen durften, hast du es immer wieder geschafft, uns zu verblüffen. Dadurch dass ich, bedingt durch meine Erkrankung, als du noch ein kleines Kätzchen warst, viel Zeit mit Dir verbracht habe, hatten wir ein ganz besonderes Verhältnis gehabt. Du und ich hatten unsere eigene Sprache. Mama hat sich so oft über unsere Diskussionen amüsiert. Dieses hin und her zwischen Dir und mir war schon etwas ganz Besonderes. Zumal du in aller Regel das letzte Wort hattest.
Das alles ist nun ein für alle Mal vorbei. So bleibt mir nur, Dir auch in Mamas Namen für alles was du uns in den vergangenen 14 Jahren gegeben hast zu danken. Nie zuvor im Leben habe ich jemals ein Tier so geliebt wie dich kleine Maus. Damit spreche ich auch für Mama. Du wirst in unseren Herzen immer einen festen Platz haben, ja du bist ein Teil unseres Herzens. Deshalb ist der Schmerz über deinen Tod auch so riesengroß und überwältigend. Selbst deine kleine Katzenfreundin Kira vermisst dich sehr. Obwohl ihr euch ja gar nicht so lange gekannt habt. Aber wer dich gut gekannt hat, der liebte dich auch. So wird unser lieber Olli, der Dir ja vor sieben Monaten schon ins Regenbogenland vorgegangen ist, im Moment der Einzige sein, der der neuen Situation etwas Erfreuliches abgewinnen kann. Seine heißgeliebte Esmeralda ist wieder mit ihm zusammen. Nun könnt ihr frei von Schmerzen, bei immer schönem Wetter, spielen und miteinander herumtollen. Irgendwann wenn auch unser irdisches Dasein der
Vergangenheit angehört, werden wir, Mama, Olli, du und ich wieder zusammen sein. Dann kann nichts mehr uns trennen und wir werden immer zusammen sein und bleiben.
Liebe Esmeralda, kleine Maus, süße Schnecke, wir lieben dich unendlich. Deshalb wird Dir diesen Platz in unseren Herzen auch niemals ein anderes tierisches Wesen streitig machen können. Nicht um dich zu ersetzen, denn das ist ein Ding der Unmöglichkeit, sondern damit Kira und auch wir wieder ein Stück Lebensfreude zurückbekommen, werden wir einem kleinen Katzenbaby hier bei uns ein neues, liebevolles Zuhause schenken. Wir hoffen sehr, dass du dich für uns mitfreust. Denn es gibt bestimmt Schlimmeres, als ein Katzenleben bei Angelika und Ralf Lubberich

 

18.04.1998

30.07.2012